Sonntag, 28. Oktober 2012

Arbeit in Nagoya

Mein letzter Eintrag ist schon eine Weile her. Der Grund dafür ist, dass ich jetzt in Nagoya bin, da ich hier eine Arbeit gefunden habe und diese sehr viel Zeit in Anspruch nimmt.
Ich sammle Schrott, Autobatterien, Stromkabel und alte Haushaltsgeräte auf der Straße und verkaufe sie auf dem Schrottplatz.
Mein Boss stellt mir hierzu einen kleinen Transporter zur Verfügung. In Gegenleistung erhält er einen Teil meiner Einnahmen.

Dieser Arbeit kann hier in Japan extrem lukrativ sein. Mülltrennung wird in Japan extrem genau genommen. Dies hat zur Folge, dass es Tage gibt, an denen die Leute unter anderem ihren Schrott zum abholen auf die Straße legen. An solchen Tagen fahre ich früh raus und durchsuche die Müllsäcke nach dem zuvor erwähnten Zeug.
Was man am Morgen findet ist allerdings nicht genug für einen anständigen Lohn. Um mehr verkaufbares Material zu erhalten fahre ich Nachmittags durch die Straßen und halte ausschau nach alten Fahrrädern oder anderen Schrott in Hintergärten. Wenn ich etwas finde frage ich den Hausbesitzer ob ich es mit nehmen darf. Wenn ich Glück habe, geben sie mir das Objekt meiner Begierde.
Auf diese Weise verdient mein Boss umgerechnet 300 Euro täglich. Der Knackpunkt bei der ganzen Sache ist das erwähnte "Glück". Ich bin im Moment extrem erfolglos.
Über die sammle Aktionen am Morgen kann ich mich nicht beklagen, hier fällt immer eine Kleinigkeit ab, allerdings sind meine Nachmittage extrem erfolglos. Ich mache das jetzt seit 4 Tagen und erst 3 Leute haben mir Ihren Schrott überlassen. Es ist erstaunlich wie viele Leute Schubkarren mit einem großen Loch im Boden oder absolut verrostete Motoren tatsächlich noch nutzen (zumindest behaupten sie das).

Ich hoffe für mich, dass mich mein Glück in den nächsten Tagen finden wird. Wenn meine Erfolge weiterhin zu karg ausfallen, muss ich diese Tätigkeit an den Nagel hängen und stehe komplett ohne Verdienst dar.

Meine Unterkunft ist mit umgerechnet 200 Euro im Monat extrem günstig für Japan. Der Nachteil ist, dass ich keine Dusche und kein warmes Wasser habe. Zum waschen gehe ich jeden Tag in ein "Sento", also einem öffentlichen Bad.
Seit ich in Nagoya bin, Arbeite ich jeden Tag sehr lange und sehr hart. Man glaubt kaum wie anstrengend es ist einen Kühlschrank mit einer Eisenstange auseinanderzunehmen. Leider ist dies aber auch die schnellste Methode.

In der ersten Woche in der ich hier war habe ich das Lagerhaus meines Bosses aufgeräumt um Stauraum für mein eigenes Zeug zu schaffen. Für diese Arbeit habe ich noch täglich einen festen Lohn erhalten. Seit ich mit dem Sammeln von Schrott begonnen habe verdiene ich nur das was ich auch finde.
Im Lagerhaus bewahrt mein Boss Schrott auf, bis sich die Preise für Schrott wieder bessern. Allerdings ist das Lager voll, sodass er seinen neuen Schrott direkt beim Händler abliefert.

Die Arbeit ist teilweise aber auch sehr interessant.
Bei meiner Suche nach Schrott habe ich an einer kleinen Halle angefragt ob ich den alten Betonmixer der vor der Halle steht haben kann. Den wollten sie mir nicht geben, dafür aber etwas Metall Schrott. Wie sich herausgestellt hat, handelt es sich bei dieser Halle um eine Manufaktur für Nuss Snacks und zwar der höchsten Güte. Als Dankeschön hat mir der Besitzer der Manufaktur einen 5 kg Beutel seines Produktes überlassen. Diese Snacks schmecken einfach göttlich. Es sind geröstete Cashewkerne in einer Knusprigen Hülle mit leichtem Schrimpsgeschmack. Wie ich die Preise in Japan kenne habe ich Snacks im Wert von gut über 200 Euro erhalten.
Ich esse diese Dinger wie verrückt. Ich befürchte schon das ich in ein tiefes Loch fallen werde wenn alle weg sind und ich nichts mehr zum knabbern habe.

Dieser Eintrag enthält keine Bilder, da sich meine Kamera während der Arbeit als zu unhandlich herausgestellt hat und ich deshalb kaum Bilder in meiner Zeit in Nagoya gemacht habe. Ich persönlich finde Nagoya in vergleich zu Tokyo ziemlich hässlich.


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